So „finanziell erwachsen“ sind junge Österreicherinnen und Österreicher
(kunid) Ein Überraschungsmoment: Ein Drittel der befragten Frauen gibt an, zu wenig Geld für finanzielle Vorsorge zu haben.
Mit 18 Jahren wird man in Österreich volljährig, aber wann fühlen sich die Österreicherinnen und Österreicher tatsächlich erwachsen – nämlich finanziell? Dazu hat die Uniqa die nunmehr vierte Umfrage beim Marktforschungsinstitut Reppublika Research & Analytics beauftragt – das Institut hat mehr als 3.000 Personen (konkret: 3.427) befragt (übliches Panel sind etwa 1.000 Befragte), vorwiegend Jugendliche.
Einigermaßen überraschend: Für fast die Hälfte der Männer ist eine Vollzeitbeschäftigung eines der wesentlichsten Anzeichen für finanzielle Selbstständigkeit, aber nur für ein Drittel der Frauen (34 %). Sie legen wiederum mehr Wert darauf, sich nicht für Freizeitgüter (wie z.B. Kleidung, Elektronik oder Reisen) zu verschulden (Frauen 47 %, Männer 42 %).
Drei Viertel (76 %) der 18- bis 29-Jährigen beziehen demnach ein Einkommen aus einer beruflichen Tätigkeit, 20 % werden regelmäßig von ihren Eltern finanziell unterstützt. Vier von zehn der jungen Personen (39 %) geben an, sich ihr Leben nach eigener Einschätzung komplett selbst finanzieren zu können. Ein weiteres Drittel (32 %) sagt, sich das eigene Leben zum Großteil selbst finanzieren zu können. Nur knapp ein Zehntel der Befragten (9 %) in der jungen Altersgruppe kann sich das Leben laut Studie gar nicht selbst finanzieren.
Beurteilung des eigenen Finanzwissens
Knapp zwei Drittel der befragten jungen Erwachsenen fühlen sich (sehr) sicher beim Überblick über die eigenen Finanzen (64 %) und bei der zeitgerechten Begleichung von notwendigen Zahlungen oder Rechnungen (63 %). Beides gelte insbesondere für junge Frauen, sieben von zehn Befragten geben dies an (vs. Männer: 6 von 10 Personen).
Wenn es um das Beurteilen und Vergleichen von Finanzangeboten geht, sinkt der Wert jedoch auf ca. ein Drittel (35 %) – hier fühlen sich junge Männer (39 %) aber noch sicherer als junge Frauen (30 %).
„Es zeigen sich offenbar noch immer alte Stereotypen. Frauen fühlen sich für das ‚Daily Money Management‘, früher bekannt als die Haushaltskasse, und Männer für Kreditverträge, Anlageformen oder Ähnliches zuständig“, interpretiert Univ. Prof. Bettina Fuhrmann, Leiterin des Instituts für Wirtschaftspädagogik sowie des Zentrums für Finanzbildung an der Wirtschaftsuniversität Wien, diese Ergebnisse.
Was sich junge Menschen finanziell leisten
Die drei größten Wünsche der befragten 16- bis 60-Jährigen für die Zukunft, was Materielles oder Finanzielles betrifft, sind ein schuldenfreies Leben (50 %), den aktuellen Lebensstandard halten zu können (43 %) und viele Urlaube bzw. Reisen unternehmen zu können (35 %).
Auch bei jungen Menschen steht das schuldenfreie Leben auf Platz 1 (43 %). Überdurchschnittlich häufig wünschen sie sich genügend Geld, um die Familie unterstützen zu können (36 %), Urlaube und Reisen stehen hoch im Kurs (35 %), ebenso ein eigenes Haus mit Garten im Grünen (34 %).
Nur eine von zehn der jungen Personen (9 %) wünscht sich Luxusartikel wie etwa Luxus-Kleidung oder -Accessoires oder teuren Schmuck, junge Frauen bemerkenswerterweise sogar tendenziell noch weniger (7 %).
Finanzielle Vorsorge laut Umfrage im Aufwind
Finanzielle Vorsorge wird 2024 weiterhin als sehr wesentlich erachtet. Diese ist – wie auch schon 2023 – sieben von zehn (71 %) der 16- bis 60-Jährigen wichtig. Vier von Zehn (39 %) der Befragten haben sich auch schon intensiv mit der eigenen finanziellen Vorsorge beschäftigt.
„Im Vergleich zum Vorjahr gibt es einen sichtbaren Anstieg, der sich sowohl unter Männern als auch unter Frauen und auch in der jungen Zielgruppe widerspiegelt, wobei Männer sich schon intensiver mit dem Thema beschäftigt haben als Frauen“, analysiert Martina Oberrauch, Studienleiterin und Senior Research Consultant bei Reppublika Research & Analytics.
Konkrete Vorsorgemaßnahmen nehmen zu
Der Anteil der Personen, die bereits konkrete Maßnahmen für ihre eigene finanzielle Vorsorge getroffen haben, ist ebenfalls leicht gestiegen (von 37 % auf 40 %), insbesondere unter Männern (von 40 % auf 45 %).
Am häufigsten genutzt werden laut Umfrage Sparkonten bzw. Sparbücher (60 %), gefolgt von Bargeld zuhause (38 %) und privaten Lebens- bzw. Pensionsversicherungen (37 %).
Bei den Anlageformen zeigen sich aber auch geschlechterspezifische Unterschiede: Frauen setzen demnach häufiger auf Sparkonten bzw. Sparbücher (63 % vs. Männer: 57 %).
Fondsparen (Männer: 27 %, Frauen: 19 %), Aktien (Männer: 28 %, Frauen: 13 %), Kryptowährungen (Männer: 16 %, Frauen: 6 %) und Anleihen (Männer: 12 %, Frauen: 7 %) werden von Männern häufiger verwendet als von Frauen.
Die junge Zielgruppe setzt überdurchschnittlich häufig auf Kryptowährungen (14 %, 16- bis 60-Jährige gesamt: 11 %). Krypto ist auch bei jungen Männern (18 %) deutlich beliebter als bei jungen Frauen (9 %).